Wanderers Suche - Franz Werfel zwischen Judentum und Christentum

22.09.2011 - 19:30 Uhr

Zu Lebzeiten zählte Franz Werfel (1890-1945) zu den meist gelesenen zeitgenössischen Autoren. Insbesondere als Lyriker des Expressionismus exponierte er sich als Verkünder einer universalistisch ausgerichteten Erlösungshoffnung und allumfassenden Menschenliebe. Der Rekurs auf biblische Figuren und Themen durchzieht sein Werk.

Aufgewachsen in einem assimilierten, liberal-bürgerlichen Elternhaus in Prag blieb Franz Werfel das Judentum als kulturelle und religiöse Heimat weitgehend verschlossen. Dem gegenüber sah er im Christentum und in den Riten der katholischen Kirche eine geistige Verwandtschaft. Bis zu seinem Tode im Exil in den USA empfand er eine Zerrissenheit hinsichtlich seiner religiösen und kulturellen Identität: Die Erfahrung der Entrechtung und Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten führte für Werfel zu einer intensiveren Beschäftigung mit seinen jüdischen Wurzeln und lässt ihn biblische Geschichten im Spiegel der Gegenwart lesen.

In ihrem Vortrag möchte die Wuppertaler Literaturwissenschaftlerin Dr. Katja Schettler der Suche Werfels nach seiner religiösen und kulturellen Verortung nachspüren. Im Mittelpunkt steht sein Spätwerk, das er mit "Das Lied der Bernadette" (1941) explizit als Einlösung eines Gelübdes verstanden wissen will. Zugleich unterliegt dem Spätwerk mit "Der Stern der Ungeborenen" (1945) eine theologische Konzeption, die die Versöhnung und das gegenseitig Verantwortlichsein von Judentum und Christentum literarisch umsetzt.

Eine Veranstaltung des Katholischen Stadthauses in Kooperation mit dem Literaturhaus Wuppertal und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.


Zur Referentin
Dr. Katja Schettler studierte Germanistik, Pädagogik und Soziologie in Wuppertal. Sie promovierte 2005 mit einer Studie über Das Thema Masse in deutschsprachigen Texten der zwanziger und Anfang dreißiger Jahren. Von 1999 bis 2004 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bergischen Universität Wuppertal im Bereich der Neueren deutschen Literaturgeschichte beschäftigt. 2000 bis 2009 folgten freiberufliche Tätigkeiten im Bereich der Kultur und Vermittlung literarischer Kompetenzen. Seit 2009 ist Schettler pädagogische Mitarbeiterin im Katholischen Bildungswerk Wuppertal, Solingen, Remscheid im Bereich der Interkulturellen Bildung.


 
Ort: Katholisches Stadthaus, Laurentiusstraße 7, Wuppertal
Eintritt: 5 Euro