Andreas Steffens: Versuch über Unglück

06.12.2017 - 19:30 Uhr

Mit wenigem hat sich das Denken so wenig befasst wie mit dem Unglück. Dabei ist es allgegenwärtig. Kein Leben bleibt von ihm unberührt. Auch wer selbst verschont bleibt, begegnet ihm bei anderen.

Diesem Urphänomen unseres Lebens ist das neue, im Arco-Verlag (Wien/Wuppertal) erschienene Buch von Andreas Steffens, "Die Narbe oder Vom Unerträglichen", gewidmet. An diesem Abend im Literaturhaus wird der Autor dieses Buch und die darin enthaltenen Beobachtungen und Gedanken vorstellen.

Es scheint heute tatsächlich Mut zu brauchen, einen "Versuch über Unglück" vorzulegen, da der Zeitgeist sich geradezu einer Pflicht zum Glück verschrieben hat. Was Philosophie übergeht, macht sich in den Künsten dafür umso mehr bemerkbar. Seinen großen Essay entfaltet Steffens deshalb vor allem anhand literarischer Zeugnisse. Im Schmerz, im Tod des Nächsten und in der Liebe wird das Unglück zum Ereignis des Unverfügbaren. Wir sind weder für das Unglück gemacht, noch dafür, es vermeiden zu können. Es ist der Widerspruch des Lebens, an dem die großen Fragen akut werden.

Das Unglück ist zwar nicht die Substanz der Welt. Das Unglück ist eine Offenbarung der Welt. Da sie ist, wie sie ist, müssen wir sein, wie wir sind: anders, als wir gerne wären. Wenn es eine Lebenskunst gibt, dann ist sie das Vermögen, dennoch zu leben: mit dem unvermeidlichen Unglück, ohne unglücklich zu sein.

Andreas Steffens ist Philosoph und Schriftsteller. Er wurde 1957 in Wuppertal geboren. Studium der Geschichte und Philosophie in Düsseldorf und Münster, 1989 Promotion an der Heine-Universität Düsseldorf. 1980-1990 Mitbegründer und -betreiber der Galerie Epikur, Wuppertal. 1995 Habilitation im Fach Philosophie an der GhK/Universität Kassel, dort als Privatdozent tätig. 1997 Gast am Wissenschafts-Kolleg New Europe Collage, Bukarest; seit 2005 freier Autor; seit 2016 Sprecher des VS Verband deutscher Schriftsteller, Regionalverband Wuppertal/Bergisches Land; 2009 ausgezeichnet mit dem Kulturpreis der Springmann-Stiftung.

 
Ort: Literaturhaus Wuppertal
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro