Wann

30. April 2025    
19:30 - 21:00

Wo

Stadtbibliothek Wuppertal
Kolpingstraße 8
42103 Wuppertal

Zwischen den Fronten. Gerhard Nebels Kriegstagebücher 1942 – 1945
Vortrag und Lesung mit Michael Zeller und Philipp Schepmann

Wenn heute der Name Gerhard Nebels (1903-1974) fällt, kommt litera­risch Interessierten wohl am ehesten noch die Assoziation mit Ernst Jünger in den Sinn. Denn Nebel kannte Jünger gut und der umfangrei­che Briefwechsel der beiden wurde 2003 publiziert. Der studierte Alt­philologe Nebel war aber etwa auch Heinrich Böll ein Begriff, der dem eigenwilligen Sprachliebhaber in den späten 1930er-Jahren begegnete, als dieser in Köln und anderwärts als Gymnasiallehrer tätig war. Nebel, stets streitbar, machte aus seiner Abneigung gegen das NS-Regime kein Hehl, was ihm wiederholt gravierende Schwierigkeiten eintrug. Dies auch nachdem er 1941 mit 37 Jahren zur Luftwaffe einberufen worden war. Seine Tätigkeit als Dolmetscher im besetzten Paris – wo er den Besatzungsoffizier Jünger wiedertraf – endete abrupt nach erneut allzu unvorsichtigen Äußerungen gegen die Machthaber. Nebel wurde mehr­fach strafversetzt, musste Dienst auf der besetzten britischen Kanalin­sel Alderney und später im ebenfalls besetzten Italien tun, wo er im Mai 1945 das Kriegsende erlebte. Beständig führte er dabei Tagebuch – ein intellektueller und versierter Autor, der Innenansichten der deutschen Diktatur festhielt. 1950 erhielt Gerhard Nebel u.a. für seine Tagebücher den Wuppertaler Kunstpreis (heute von-der-Heydt-Kulturpreis), in denen sich das „die allgemeine Situation des Menschen der Gegenwart und die Struktur unserer Zeit“ im individuellen Erlebnis stilistisch meisterhaft gefasst fände.

Michael Zeller hat Gerhard Nebels außergewöhnliche Kriegstagebücher der Verges­senheit entrissen, indem er eine neue Auswahledition auf den Weg brachte. Er wird den Autoren Gerhard Nebel vorstellen, Philipp Schepmann liest ausgewählte Abschnitte.

Eintritt: frei